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Die Ungewissheit über die US-Zölle und ihre Umsetzung schürt bei Unternehmen und Verbrauchern Ängste, die das Wirtschaftswachstum mittel- bis langfristig belasten könnten, während sie sich auf die Inflation nur vorübergehend auswirken dürften.
Makroökonomisches Bild
Diese Unsicherheit in Verbindung mit den hohen Bewertungen von US-Aktien und den fiskalpolitischen Ankündigungen außerhalb der USA führte zu einer unterschiedlichen Entwicklung von US-amerikanischen, europäischen und chinesischen Aktien. Der Stimmungsumschwung in Europa führte zu einer Neubewertung der Renditen. Mit Blick auf die Zukunft gehen wir davon aus, dass sich die fiskalpolitische Expansion und die Handelsunsicherheit wie folgt auswirken werden:
• Wiederbelebung der strategischen Autonomie in Europa. Trumps Manöver sind ein Weckruf für Europa. Der deutsche Fiskalimpuls und die EU-Verteidigungsinitiativen könnten, wenn sie richtig eingesetzt werden, das Wachstum in der Region entscheidend verändern, aber es dürfte einige Zeit dauern, bis sie ihre Wirkung entfalten, und die Zollrisiken bleiben bestehen. Die Auswirkungen dieser Maßnahmen auf das Wachstum dürften sich erst nach 2025 zeigen. Vorerst ändern wir unsere Prognosen nicht.
• Keine Rezession in den USA, aber zunehmende Abwärtsrisiken. Die Auswirkungen der Zölle auf das US-Wachstum sind in einer Zeit, in der sich die Konjunktur bereits abschwächt, besorgniserregend. Dies spiegelt sich auch in der jüngsten Herabstufung der Wachstumsprognose für dieses Jahr durch die US-Notenbank Fed wider. Wir beobachten, wie sich ein potenziell langsameres Wachstum auf die Unternehmensgewinne auswirken könnte – die erste Jahreshälfte sollte entscheidend sein.
• Die staatlichen Stimulierungsmaßnahmen in China haben zwar nicht zu einer vollständigen Erholung der Wirtschaft geführt, aber dennoch für eine positive Stimmung gesorgt. Wir heben unsere BIP-Prognosen von 4,1% auf 4,4% (2025) und von 3,6% auf 3,9% (2026) an, was auf den starken fiskalischen Impuls zurückzuführen ist.
Assetklassen-Einschätzungen
Während Präsident Trump bereit ist, das kurzfristige Wachstum in den USA zu riskieren, signalisiert Europa eine fiskalische Expansion. Dies erfordert keine Risikoreduzierung, sondern vielmehr eine weitere Rotation aus den US-Large-Caps heraus und eine erneute Priorisierung von Aktien und Unternehmensanleihen mit guter Bewertung und stabilen Unternehmensgewinnen. Unsere Einschätzungen zu den Anlageklassen sind wie folgt:
• Anleihen: Flexibler und globaler Durationsansatz. Die Aufgabe der Fed, die Inflation im Zaum zu halten, und die durch Zölle verursachte Wachstumsunsicherheit haben zu einer Debatte über die Duration – einer Maßzahl für die Zinssensitivität von Anleihen – geführt. Wir sind der Auffassung, dass sich die Fed, wenn sie sich entscheiden muss, wahrscheinlich für das Wachstum entscheiden wird. Wir bleiben bei US-Staatsanleihen flexibel und bevorzugen in den USA den mittleren Teil der Zinskurve. Für Europa und Großbritannien sind wir positiv eingestellt und gehen davon aus, dass die Zentralbanken die Zinsen weiter senken werden. Bei Unternehmensanleihen bevorzugen wir Euro-Investment Grade-Anleihen gegenüber Hochzinsanleihen und Finanzwerte gegenüber Nicht-Finanzwerten. In den USA konzentrieren wir uns auf Segmente mit hohen Spreads (Renditeabständen), die das Liquiditätsrisiko ausgleichen.
• Aktien: Rotationen nützen und Aktienengagements diversifizieren. Der Trump-Effekt und die sich verringernde Gewinndifferenz zwischen Large Caps und dem Rest des Marktes waren Katalysatoren für die Abkehr von teuren US-Sektoren. Wir konzentrieren uns weiterhin auf Qualität, Value (wertorientierte Aktien) und defensive Titel. Bei den Industriewerten halten wir die Bewertungen für nicht sehr attraktiv. Chancen könnten sich in Sektoren ergeben, die von einer Belebung in Europa (Deutschland) profitieren könnten. Damit die europäische Outperformance anhält, ist die Gewinnresistenz von entscheidender Bedeutung. Insgesamt legen wir den Schwerpunkt auf Preismacht und Bilanzstärke der Unternehmen.
• Schwellenländer: Eine Abschwächung des US-Exzeptionalismus und ein robustes Wachstum in den Schwellenländern stimmen uns weiterhin positiv. Bei Hartwährungsanleihen und im Unternehmenssektor bevorzugen wir ungewöhnliche Anlagestorys, die ein Verbesserungspotenzial bei den Fundamentaldaten und den Aktien aufweisen. Wir haben unsere Position in den europäischen Schwellenländern aufgestockt.
• Anlageklassen-übergreifend: Wir bevorzugen qualitativ hochwertige risikobehaftete Fixed Income- und Aktientitel und haben unsere Haltung gegenüber Schwellenländeraktien, insbesondere China und Indien, angehoben. Während die chinesische Wirtschaft von den politischen Impulsen profitieren dürfte, sind die indischen Unternehmensbewertungen inzwischen günstiger, und der Binnenkonsum bleibt eine Langzeit-Story. Wir haben auch unsere Durations-Positionierung in den USA leicht nach unten korrigiert. Schließlich halten wir Absicherungen in Gold und Aktien für wichtig, um der Volatilität zu begegnen.
Von Vincent Mortier, Group CIO Amundi, und Monica Defend, Head of Amundi Investment Institute.
Amundi. Sofern nicht anders angegeben, stammen alle Informationen in diesem Dokument von Amundi Asset Management und sind aktuell mit Stand 02.04.2025. Die in diesem Dokument vertretenen Einschätzungen der Entwicklung von Wirtschaft und Märkten sind die gegenwärtige Meinung von Amundi Asset Management. Diese Einschätzungen können sich jederzeit aufgrund von Marktentwicklungen oder anderer Faktoren ändern. Es ist nicht gewährleistet, dass sich Länder, Märkte oder Sektoren so entwickeln wie erwartet. Diese Einschätzungen sind nicht als Anlageberatung, Empfehlungen für bestimmte Wertpapiere oder Indikation zum Handel im Auftrag bestimmter Produkte von Amundi Asset Management zu sehen. Es besteht keine Garantie, dass die erörterten Prognosen tatsächlich eintreten oder dass sich diese Entwicklungen fortsetzen. Herausgeber: Amundi Deutschland GmbH, Arnulfstraße 124–126, D-80636 München.