Die Kapitalmärkte schwankten zwischen einem schwächelnden US-Arbeitsmarkt und der Hoffnung, dass die US-Notenbank Fed die Wirtschaft erfolgreich zu einer sanften Landung steuern wird.

Makroökonomisches Bild

Die Märkte interpretieren die jüngsten geldpolitischen Maßnahmen der Fed optimistisch, da diese potenziell den Konsum und die Investitionen ankurbeln könnten. Demgegenüber steht die Ansicht, dass die Fed keine große Zinssenkung vorgenommen hätte, wenn sie nicht Bedenken hinsichtlich der Wirtschaftslage hätte. Unserer Meinung nach liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen – am wahrscheinlichsten ist eine Kombination aus beiden Sichtweisen, welche von folgenden Faktoren abhängt:

  • Die USA befinden sich auf einem leichten Verlangsamungspfad, Abwärtskorrektur für die Eurozone. Wir gehen weiterhin von einer nur leichten konjunkturellen Verlangsamung aus. Arbeitsmärkte, Konsumverhalten und Sparquote bleiben Schlüsselindikatoren für die Überwachung des Ausmaßes der Verlangsamung. In der Eurozone haben wir unsere realen BIP-Wachstumsprognosen für 2025 von 1,2% auf 1,0% gesenkt, was hauptsächlich auf die schwache Inlandsnachfrage zurückzuführen ist.
  • Eine Fed, die zu einer umfassenderen Zinssenkung neigt, würde der EZB und der Bank of England (BoE) mehr Spielraum für eine Senkung ihrer eigenen Leitzinsen geben. Eine höhere Anzahl von Fed-Zinssenkungen bedeutet niedrigere Endzinssätze für die Fed, mit Auswirkungen auf die EZB und die BoE.
  • Die USA scheinen – vorerst – weniger besorgt über Haushaltsdefizite zu sein. Die politischen Ansichten von Kamala Harris und Donald Trump sind unterschiedlich, aber keiner von beiden scheint sich an hohen Defiziten zu stören. In Europa ist es genau umgekehrt, was im Laufe der Jahre zu einem Investitions- und Produktivitätsgefälle gegenüber den USA geführt hat.
  • Chinas geldpolitische Impulse sind ein klarer Stimmungsaufheller für den Markt. Die geldpolitische Lockerung und die Änderungen in der Immobilienpolitik signalisieren erneute Bemühungen des Landes, die Wirtschaft zu stützen, aber wir warten auf Klarheit über die fiskalpolitischen Impulse.

Assetklassen-Einschätzungen

Ein leicht positiver Risikoansatz scheint derzeit der richtige Weg zu sein, da die Wirtschaft eher nicht in eine Rezession abrutschen dürfte und die Inflation weiter sinken sollte, was die Zentralbanken dazu veranlasst, ihre Lockerungszyklen fortzusetzen. Eine geldpolitische Lockerung allein würde jedoch nicht ausreichen, um die Märkte nachhaltig anzukurbeln. Zinssenkungen würden erst nach einiger Zeit in der Gesamtwirtschaft ankommen. Wir brauchen unserer Ansicht nach ein günstiges Wachstum, starke Unternehmensgewinne und Investitionen zur Steigerung der Produktivität, um langfristig die Marktperformance zu unterstützen. Chancen sehen wir insbesondere in den folgenden Kategorien:

  • Anlageklassen-übergreifend: Wir sind konstruktiv in Bezug auf die Duration und sehen uns globale Divergenzen entlang der Kurven genauer an. Duration ist eine Kennzahl für die Zinssensitivität von Anleihen. Während wir gegenüber den USA und Europa positiv eingestellt bleiben – etwas weniger als zuvor –, sind wir gegenüber Großbritannien optimistisch geworden. Im Allgemeinen würden die Renditekurven von Industrieländer-Anleihen weiter steiler werden, aber einige kurzfristige Unterschiede dürften bestehen bleiben. Bei Schwellenländer-Anleihen sind die Renditen unserer Meinung nach attraktiv, aber die Unruhe um die US-Zölle könnte Segmente mit engen Bewertungen beeinträchtigen. Wir suchen nach Einstiegsmöglichkeiten bei Aktien und bleiben gegenüber Großbritannien und Japan leicht positiv eingestellt. Gold bietet in Zeiten hoher geopolitischer Unsicherheit im Allgemeinen Stabilität, insbesondere wenn die Zentralbanken die Zinsen senken.
  • Anleihen: Die Renditen von US-Staatsanleihen sind aus langfristiger Sicht attraktiv, sodass wir in etwa neutral bleiben können. Ein aktiver Ansatz ist von entscheidender Bedeutung, da die Zentralbanken die Zinsen in den USA und Europa mit unterschiedlicher Geschwindigkeit normalisieren. Wir haben die Duration im Vereinigten Königreich angesichts des nachlassenden Inflationsdrucks und anhaltender Wachstumssorgen erhöht. Bei US-Unternehmensanleihen bevorzugen wir Finanztitel gegenüber Nicht-Finanztiteln, und in der EU bevorzugen wir Finanztitel und nachrangige Schuldtitel, sind aber bei Konsum- und Einzelhandelssektoren vorsichtig.
  • Aktien: Fundamentaldaten und Bewertungen sollten im Vordergrund stehen. Der Übergang zu einer wirtschaftlichen Erholung sollte den Märkten helfen. Bis es jedoch soweit ist, dürften sich die Märkte weniger in eine bestimmte Richtung entwickeln und stärker von Rotationen und Bewertungen abhängig sein. Wir erwarten eine Ausweitung der Unternehmensgewinne auf Bereiche außerhalb der Mega-Caps und bleiben in den USA ausgewogen, wobei wir hochwertige defensive Werte und Substanzwerte gegenüber Wachstumswerten bevorzugen. Auch in Europa streben wir eine ausgewogene Haltung durch hochwertige zyklische und defensive Werte an.
  • Schwellenländer: Die globale Lockerung der Geldpolitik spricht für die Emerging Markets. Wir bevorzugen Hartwährungsanleihen und sind bei Lokalwährungsanleihen selektiver, wo wir Märkte erkunden, die in letzter Zeit übermäßige Verkäufe verzeichnet haben und daher attraktiv sind. Was die Länder betrifft, so bevorzugen wir Brasilien, Kolumbien und Peru. Bei Aktien bietet Asien zahlreiche Möglichkeiten, und wir bleiben selektiv.

Von Vincent Mortier, Group CIO Amundi, und Monica Defend, Head of Amundi Investment Institute.

 

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