Auf der jüngsten Amundi Outlook Investment Konferenz zeichnete Amundi Deutschland CIO Thomas Kruse ein differenziertes Bild der Chancen und Risiken an den Kapitalmärkten. Angesichts der bestehenden Chancen für Aktien- und Rentenanleger bei zugleich hoher Volatilität plädierte der Chefstratege für ausgewogene Multi-Asset-Portfolios. 

Herr Kruse, das neue Jahr 2025 scheint viele Herausforderungen für Kapitalanleger bereitzuhalten. Welche Aussichten stimmen Sie dennoch optimistisch?

Eine Sache, auf die sich Märkte wie Anleger auch in diesem Jahr wieder stützen dürften, ist die robuste US-Konjunktur. Wir erwarten für 2025 ein BIP-Wachstum von 2%. Auch Europa wird wieder wachsen. Allerdings belasten innerhalb der EU eine ganze Reihe struktureller Probleme, weswegen wir nur von rund 1% Plus ausgehen. Viele Marktteilnehmer dürfte es zudem freuen, dass die Inflation gegen Ende des Jahres oder zu Beginn 2026 nach derzeitiger Erwartung wieder Richtung des 2%-Ziels der EZB sinken könnte.

Die US-Aktienmärkte sind zwei Jahre in Folge stark angestiegen. Wird die Luft nun dünner?

Fest steht, dass die US-Aktien mittlerweile recht stolz bewertet sind, was sich auch am historisch hohen KGV ablesen lässt. Zugleich sind auch die Gewinnerwartungen mit 11% sehr hoch. Beides zusammen birgt durchaus ein hohes Enttäuschungspotenzial. Für Europa rechnen wir hingegen mit rund 8% Gewinnwachstum, was nicht so weit entfernt liegt vom US-Niveau. Die KGVs liegen hier allerdings im Schnitt im historischen Mittelfeld. So gesehen, ist es zwar eine etwas gewagte These: Aber europäische Aktien könnten den US-Markt sogar outperformen. Insbesondere wenn eine neue Bundesregierung schnell bessere Rahmenbedingungen für Unternehmen und die Wirtschaft schaffen würde.

Auf welche Risiken sollten Investoren 2025 besonders achten?

Geopolitische Risiken wie der Ukraine-Russland-Krieg, der Krieg im Nahen Osten, der Handelskonflikt zwischen den USA und China sowie auch zwischen den Vereinigten Staaten und der EU bleiben ernst zu nehmende Belastungen. Auch eine Abkühlung der US-Konjunktur oder eine hartnäckigere Inflation sollten berücksichtigt werden. Eine gute Lösung dürfte hier ein breit diversifiziertes Portfolio sein, dass neben Aktien auch Rentenfonds und Beimischungen wie Gold berücksichtigt.

Der neue US-Präsident Trump hat mit einem geradezu hyperaktiven Amtsantritt für Furore gesorgt.  Wie schnell dürfte er seine wirtschaftspolitische Agenda umsetzen?

Wir denken, die angekündigten Steuersenkungen für Unternehmen kommen sehr rasch. Bei den Zöllen rechnen wir eher mit einem moderaten, realpolitischeren Kurs. Wer Trumps Hang zum Deal-Making kennt, der sieht hier mehr das Eröffnen von Verhandlungsspielräumen. Denn letztlich sind hohe Zölle für die US-Wirtschaft und die Konsumenten nicht nur förderlich.

Wie bewerten die Kapitalmärkte generell Trumps Amtsantritt?

Im Allgemeinen eher positiv, vor allem wegen seiner Wachstumsagenda. Natürlich kommen erklärte Feindbilder Trumps nun etwas unter Druck, etwa die deutsche Automobilindustrie. Aber insgesamt gibt es montan keine allzu großen Sorgen. Die eingepreiste Zinspolitik mit 1-2 Zinsschritten in den USA und 4-5 in der Eurozone lässt zudem einen starken US-Dollar vermuten. Das wäre für eine exportorientierte Wirtschaft wie die deutsche nicht verkehrt.

Allerdings lässt der expansive Schuldenkurs des US-Präsidenten manche bereits an eine Zinsanhebung, nicht eine Senkung denken. Wie schätzen Sie das ein?

Die Marktpreise lassen derzeit kein Risiko für eine Leitzinsanhebung erkennen. Denkbares Risiko wäre allerdings, dass die Inflation nochmals stärker ansteigt. Oder auch, dass eine rigide Remigrationspolitik das Arbeitsangebot in den USA so verknappen könnte, dass es zu einer Lohninflation käme. Im Mix mit einer Verschuldungspolitik würde das natürlich den Spielraum der US-Notenbank Fed sehr einschränken. Man muss bedenken, sollten die US-Schulden bis 2030 wie bereits ohne Trump-Effekt prognostiziert auf 50 Bio. US-Dollar ansteigen, würde die Zinslast, die heute schon bei 1,1 Bio. US-Dollar liegt, noch weiter ansteigen.

Sie raten zum Diversifizieren. Sollte man da auch an Kryptowährungen denken?

Wir bleiben da etwas skeptisch. Denn der Grundgedanke des Diversifizierens ist der Mix aus unterschiedlich reagierenden Anlageklassen. Und da identifizieren wir doch eine hohe Korrelation beispielsweise des Bitcoin mit dem breiten Aktienindex S&P 500. Zudem ist die Volatilität der neuen Anlageklasse enorm hoch. Diese Merkmale sprechen aus unserer Sicht nicht für einen effektiven Risikopuffer. Wir fokussieren uns momentan grundsätzlich eher nicht auf bestimmte Assetklassen, sondern bevorzugen die Idee eines ausgewogenen, internationalen Multi-Asset-Portfolios. Eine solche Lösung könnte als Mischfonds gerade für Privatanleger die Vielzahl an Herausforderungen in 2025 effizient ausbalancieren. 

Sofern nicht anders angegeben, stammen alle Informationen in diesem Dokument von Amundi Asset Management und sind aktuell mit Stand 22.01.2025. Die in diesem Dokument vertretenen Einschätzungen der Entwicklung von Wirtschaft und Märkten sind die gegenwärtige Meinung von Amundi Asset Management. Diese Einschätzungen können sich jederzeit aufgrund von Marktentwicklungen oder anderer Faktoren ändern. Es ist nicht gewährleistet, dass sich Länder, Märkte oder Sektoren so entwickeln wie erwartet. Diese Einschätzungen sind nicht als Anlageberatung, Empfehlungen für bestimmte Wertpapiere oder Indikation zum Handel im Auftrag bestimmter Produkte von Amundi Asset Management zu sehen. Es besteht keine Garantie, dass die erörterten Prognosen tatsächlich eintreten oder dass sich diese Entwicklungen fortsetzen.