Mit einem Erdrutsch-Sieg und Mehrheiten in Senat und Repräsentantenhaus gewann Donald Trump die US-Wahl. Welche Auswirkungen die Aussicht auf ein Durchregieren des 47. Präsidenten der US-Geschichte auf die Finanzmärkte hat, erläutert Helen Windischbauer, Head of Multi-Asset Solutions bei Amundi Deutschland, im ausführlichen Interview.

 

Seit Donald Trump die Wahl zum US-Präsidenten gewonnen hat, zeigen sich an den Aktienmärkten uneinheitliche Entwicklungen. Während die US-Unternehmenstitel zulegen, schwächeln die Aktien der Eurozone eher. Frau Windischbauer, wie schätzen Sie die Situation momentan ein?

Die Wahl Donald Trumps hat in der Tat einiges in Bewegung gesetzt. Die Anleihenmärkte haben recht unterschiedlich reagiert, die Kurse stiegen teilweise an und kamen dann wieder unter Druck. Die US-Aktienmärkte haben da klarer und zwar recht positiv reagiert. Diese Entwicklung speist sich natürlich aus der Hoffnung, dass der neue Präsident bald unternehmensfreundliche Projekte umsetzten wird. Das hat insbesondere Tech-Werte, zyklische Titel sowie Small- und Mid-Caps zulegen lassen.

Wie deuten Sie die Situation an den Anleihemärkten konkret?

Hier haben wir tendenziell gesehen, dass die Renditen eher wieder steigen. Hintergrund ist die Annahme, dass die neuen Projekte Trumps durchaus inflationsfördernd sein könnten. Das wiederum dürfte die Fed dazu veranlassen, die Zinsen zwar weiter, aber nun langsamer und nicht mehr im erwarteten Ausmaß zu senken.

Wie beurteilen Sie momentan die Situation in Europa?

Bei uns steht – mehr als in den USA – das Thema Wachstum im Fokus. Hier sind wir natürlich in Deutschland derzeit besonders schwach, aber auch andere europäische Länder kämpfen mit schlechten Konjunkturzahlen. Das schwächt auch unsere Aktienmärkte, insbesondere im Vergleich mit anderen Weltregionen. Auf der Anleiheseite haben wir uns von der Entwicklung in den USA abgekoppelt und sehen aktuell eher einen stabilen Gleichklang der Renditen.

Diese Unterschiede sind ja für viele Anlegerinnen und Anleger sehr relevant für die Grundsatzentscheidung zwischen Aktien oder Anleihen. Was gilt es da zu beachten?

Da sollte man Differenzieren: Es ist weiterhin interessant, in den US-Aktienmarkt zu investieren, solange der sogenannte „Trump-Trade“ noch anhält, was eine positive Entwicklung mit sich bringen dürfte. Selektiv bieten auch europäische oder asiatische Aktien gute Chancen. Auf der Anleiheseite sind sowohl die USA und Europa, als auch die Emerging Markets interessant. Wir sehen da praktisch weltweit tendenziell attraktive Renditen und somit hohe Einkommenserwartungen für Anlegerinnen und Anleger. Das spricht insgesamt für ein breit gestreutes Portfolio sowie Flexibilität und Offenheit für künftige Entwicklungen.

Das klingt nach den Stärken von gemischten Multi-Asset-Portfolios?

Ja, vor allem, wenn man es nicht nur unter den wirtschaftlichen Aspekten betrachtet, sondern auch die leider zahlreichen offenen geopolitischen Krisen mitbedenkt.

Welche Vorteile sehen Sie da bei Mischfonds?

Zuallererst bieten Multi-Asset-Portfolios ja die Möglichkeit, die Anlageklassen auszuwählen, die gerade im Aufwind sind. Aber man kann zudem auch das Risiko in diesen flexiblen Fonds gut steuern, wie das Beispiel Gold demonstriert. Mit Blick auf die Geopolitik ist das Edelmetall durch seine traditionelle Funktion als „sicherer Hafen“ ein Art Absicherung in Mischfonds, wenn ein Krisenherd sich verschärfen sollte.

Ist das professionelle Risikomanagement in Multi-Asset-Portfolios ein wichtiger Unterschied zur „Do-it-Yourself“-Anlage?

Ganz klar. Neben der Auswahl der Anlagemischung nach Performance-Kriterien fokussieren sich Fondsmanager stark auf das mögliche Risiko: Wir entscheiden uns entlang der für den Fonds definierten Risikoklasse bewusst für die Anlagen, die keine übermäßigen oder ungewollten Unwägbarkeiten für das Portfolio und damit den Anleger mit sich bringen. Die dafür notwendigen Analysen und Marktbeobachtungen können die meisten Privatanleger kaum oder nur mit sehr, sehr viel Aufwand darstellen.

Sofern nicht anders angegeben, stammen alle Informationen in diesem Dokument von Amundi Asset Management und sind aktuell mit Stand 13.11.2024. Die in diesem Dokument vertretenen Einschätzungen der Entwicklung von Wirtschaft und Märkten sind die gegenwärtige Meinung von Amundi Asset Management. Diese Einschätzungen können sich jederzeit aufgrund von Marktentwicklungen oder anderer Faktoren ändern. Es ist nicht gewährleistet, dass sich Länder, Märkte oder Sektoren so entwickeln wie erwartet. Diese Einschätzungen sind nicht als Anlageberatung, Empfehlungen für bestimmte Wertpapiere oder Indikation zum Handel im Auftrag bestimmter Produkte von Amundi Asset Management zu sehen. Es besteht keine Garantie, dass die erörterten Prognosen tatsächlich eintreten oder dass sich diese Entwicklungen fortsetzen.