Auf der jüngsten Amundi Outlook Investment Konferenz warf Helen Windischbauer, Leiterin Multi Asset Solutions bei Amundi Deutschland, einen genauen Blick auf die Herausforderungen des noch jungen Jahres 2025. Auf was Kapitalanlegerinnen und Kapitalanleger angesichts einer erwartet hohen Volatilität besonders achten sollten, erläuterte die erfahrene Fondsmanagerin im ausführlichen Interview.

Wer auf die Konjunkturschwäche Deutschlands blickt und dann auf den aktuellen Höhenflug im DAX, der wundert sich mitunter, wie es zu so unterschiedlichen Entwicklungen kommen kann. Frau Windischbauer, wie lässt sich diese Diskrepanz erklären?

Der entscheidende Faktor ist, dass die meisten großen DAX-Unternehmen weltweit agieren und deshalb viele ihr Geschäft überwiegend in deutlich dynamischeren Märkten machen, als es leider zur Zeit in Deutschland der Fall ist. Neben SAP, Siemens oder Telekom haben im übrigen Banken und Versicherungen signifikant zur sehr positiven DAX-Entwicklung des letzten Jahres beigetragen. Dabei ist der DAX aus meiner Sicht als Kapitalanlegerin wegen der internationalen Vernetzung seiner Unternehmen und der Exportorientierung auch sehr zyklisch. Da könnte Trumps künftige Zollpolitik einige Auswirkungen haben, weswegen wir momentan im DAX sehr selektiv sind.

Was sollten Anleger mit Blick auf die Wirtschaftspolitik Donald Trumps beachten?

Derzeit funktioniert der sogenannte Trump-Trade, der sich sehr stark an den mutmaßlichen Gewinnern seiner Wahlkampfversprechen orientiert. Aber perspektivisch würde ich vorsichtig bleiben, und genau beobachten wie es weitergeht. Wenn wir beispielsweise auf die jüngste Entwicklung beim US-Dollar blicken, sehen wir, dass sich die Diskussion rund um die Zölle in einer hohen Volatilität niedergeschlagen hat. Diese Schwankungen können schnell auch andere Anlageklassen betreffen, was übrigens für breit diversifizierte Multi-Asset-Portfolios spricht. Denn hier kann man mit der Streuung einen Risikoausgleich schaffen und zugleich dennoch aktiv Chancen nutzen, wenn sie sich bieten. 2025 könnte also wieder ein starkes Multi-Asset-Jahr werden.

Wie dürfte sich das künftige Szenario auf die beiden rivalisierenden Währungen US-Dollar und Euro auswirken?

Wie gesagt sehen wir aktuell Schwankungen und teils gegenläufige Signale und Impulse. Ich denke jedoch, dass die Tendenz momentan eher etwas „pro“ US-Dollar steht. Wir konnten außerdem gerade in letzter Zeit feststellen, dass die Zinserwartungen sich 1:1 in den Wechselkursentwicklungen niederschlagen. Da Trumps schuldenfreundlicher Kurs die Inflation ja durchaus wieder antreiben könnte und damit die Möglichkeit einer Zinssenkungspause oder gar einer Zinsanhebung der Fed brächte, spricht auch von daher einiges für einen künftig starken Dollar. 

Wie oft müssen Sie als Mischfondsmanagerin das Portfolio in solch volatilen Märkten anpassen?

Als Anlageprofis machen wir das in der Tat täglich. Als Privatanleger sollte man seine Allokation derzeit allerdings – je nach der Risikotragfähigkeit des Portfolios – jetzt häufiger, spätestens jedoch alle 1-2 Monate, hinterfragen. Das gilt umso mehr, da wir ja ab Ende Februar mit einer eventuell schwierigen Regierungsbildung rechnen müssen. Natürlich wünsche auch ich mir von einer neuen Bundesregierung positive Impulse, aber gerade die nächsten Monate könnte auch aus dieser Richtung deutliche Volatilität auf die Finanzmärkte zukommen.

Ein Thema, das eine künftige Bundesregierung in jedem Fall in Angriff nehmen müsste, ist die immer stärkere Schieflage der umlagefinanzierten Rentenversicherung. Wie stehen Sie persönlich zur Aktienrente?

Ich bin natürlich sehr dafür, nicht nur, weil ich selbst aus Überzeugung auf die Kraft der Kapitalmärkte bei meiner eigenen Altersvorsorge setze. Es wäre wünschenswert, wenn wir die gesetzliche Rentenversicherung mindestens unterstützen könnten, mit einer neu zu gestaltenden Aktienrente. Ich hoffe, dass die neue Regierung diesbezügliche Pläne der „Ampel“ wieder aufgreift. Denn die Argumente liegen auf der Hand: Nicht nur wächst die Renditeaussicht von Aktien über einen langfristigen Anlagehorizont, wie wir ihn bei der Altersvorsorge haben, sondern im Gegenzug schmilzt auch das Risiko über die Zeit ab. Aus unserer Sicht sind Finanzmarktlösungen wie die Aktienrente angesichts des dramatischen demografischen Wandels wichtig – um nicht zu sagen bereits überfällig.    

Sofern nicht anders angegeben, stammen alle Informationen in diesem Dokument von Amundi Asset Management und sind aktuell mit Stand 22.01.2025. Die in diesem Dokument vertretenen Einschätzungen der Entwicklung von Wirtschaft und Märkten sind die gegenwärtige Meinung von Amundi Asset Management. Diese Einschätzungen können sich jederzeit aufgrund von Marktentwicklungen oder anderer Faktoren ändern. Es ist nicht gewährleistet, dass sich Länder, Märkte oder Sektoren so entwickeln wie erwartet. Diese Einschätzungen sind nicht als Anlageberatung, Empfehlungen für bestimmte Wertpapiere oder Indikation zum Handel im Auftrag bestimmter Produkte von Amundi Asset Management zu sehen. Es besteht keine Garantie, dass die erörterten Prognosen tatsächlich eintreten oder dass sich diese Entwicklungen fortsetzen