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Die bAV mutig gestalten
„Lediglich 50 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten sind hierzulande über eine bAV abgesichert“, mahnte Christian Pellis, CEO von Amundi Deutschland, zu Beginn des ersten Amundi bAV-Forums am 14 November in der Französischen Botschaft in Berlin. Wie mehr Menschen von einer betrieblichen Altersvorsorge profitieren können und was sich an den Rahmenbedingungen ändern muss, darüber diskutierten im Beisein von Botschafter François Marie Delattre der Präsident des Ifo-Instituts, Prof. Dr. Clemens Fuest, die CDU-Bundestagsabgeordnete und Bundesvorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion, Gitta Connemann, sowie Torsten Isecke, Head of Pension Solutions bei Amundi Deutschland.
Clemens Fuest: Kapitaldeckung in der Altersvorsorge funktioniert
Kinder kriegen die Leute immer. Auf diesen fundamentalen Irrtum Konrad Adenauers, mit dem der damalige Bundeskanzler im Jahr 1957 die Einführung der umlagefinanzierten Rente begründete, wies Prof. Fuest hin. „Heute wissen wir es besser. Der demografische Wandel ist bereits Realität und setzt die umlagefinanzierte Rente unter Druck“, so der Ökonom. Allerdings neige die Politik dazu, die Lasten auf die Steuerzahler als unspezifische Gruppe zu verlagern, statt Reformen mutig anzugehen.
Fuest forderte insbesondere, kapitalgedeckte Finanzierungsformen der Alterssicherung zu stärken. „Kapitaldeckung in der Altersvorsorge funktioniert“, sagte der Ifo-Präsident. „Sie kann die Lasten des Umlageverfahrens im demografischen Wandel nicht aus der Welt schaffen, aber unter anderem für eine zeitliche Glättung der Belastungen und höhere Renditen sorgen.“
Grundsätzlich sei die staatliche Förderung der bAV vor allem mit Blick auf einkommensschwache Arbeitnehmer sinnvoll, so Fuest. Denn insbesondere in dieser Gruppe fänden sich viele derjenigen, die neben der staatlichen Rente keinerlei zusätzliche Alterssicherung hätten.
Gitta Connemann: Reform auch für Unternehmen ohne Tarifbindung
In der Politik ist die bAV jedoch erst einmal auf „on hold“. Die Ampel-Regierung hat zwar Ende September einen Gesetzentwurf zur Reform der bAV vorgelegt. Gitta Connemann machte jedoch wenig Hoffnung darauf, dass dieser im Einvernehmen zwischen CDU/CSU und der amtierenden Regierung zeitnah noch das Gesetzgebungsverfahren durchläuft. Zwar enthielte der Entwurf durchaus Verbesserungen gegenüber der aktuellen Lage. „Insgesamt ist das aber nicht der große Wurf, dem wir ohne Weiteres zustimmen können“, so Connemann.
Als ein zentrales Manko kritisierte Connemann die Fokussierung des Reformvorhabens auf tarifgebundene Unternehmen. Diese sei nicht wirklich hilfreich, weil im Gegensatz zu großen Unternehmen vor allem kleinere Betriebe Unterstützung bei der bAV benötigten. Ein nicht geringer Teil dieser kleineren Unternehmen sei aber häufig aus verschiedenen Gründen nicht tarifgebunden.
Torsten Isecke: pragmatische Lösungen sind möglich
Dass alle Beteiligten versuchen sollten, neue Wege zu gehen, darin war sich die Berliner Runde einig. Wäre es nicht zum Beispiel sinnvoll, wenn man Unternehmen mehr Möglichkeiten gäbe, bei der Altersvorsorge zusammenzuarbeiten? Zum Beispiel dadurch, dass sich kleine Unternehmen an erfolgreiche Betriebsrentensysteme größerer Unternehmen anschließen. Hier könnten erhebliche Synergien erzielt werden, sagte Torsten Isecke von Amundi. Zustimmung dafür gab’s von Clemens Fuest: „Es wäre wünschenswert, wenn auch der Gesetzgeber hier oder an anderer Stelle mehr Raum für Experimente schaffen würde.“
Insgesamt, so die Expertenrunde, müsse es künftig insbesondere darum gehen, die Attraktivität der bAV für Arbeitgeber und Arbeitnehmer durch eine möglichst flexible Ausgestaltung zu steigern. Dass dies möglich ist, schilderte Torsten Isecke am Beispiel des familiengeführten Technologieunternehmens Trumpf. Amundi hatte hier gemeinsam mit Beschäftigten und Unternehmensführung eine lebenszyklusorientierte bAV eingeführt. Ein solches Konzept, so Isecke, könne sowohl Vorgaben des bAV-Anbieters zu Zielrendite und Risikoparameter als auch Besonderheiten in der Belegschaft des Unternehmens berücksichtigt.
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